Warum du nie alleine bist …
Und es gibt sie doch: Schutzengel, die unsere Bitten wahrnehmen und sie oft auf überraschende Weise beantworten; geheimnisvolle Helfer – zuweilen sogar in irdischer Gestalt -, die uns in Gefahr, Not und Verzweiflung zur Seite stehen. Die Engelexpertin Doreen Virtue lässt Menschen zu Wort kommen,
die von ihren persönlichen Begegnungen mit den “Himmelswesen” oder mit geliebten verstorbenen Angehörigen erzählen. Und dies so herzerwärmend und ermutigend, dass man gar nicht anders kann, als auf die Nähe der Engel zu vertrauen – oder selbst ein helfender Engel für andere zu sein.
Leseprobe:
Wie ich meinen sechsten Sinn verlor – und wiederfandVielleicht fragen Sie sich, wie eine promovierte Psychologin, eine pragmatische Heilerin mit klassischer Ausbildung und klinischer Berufserfahrung dazu kommt, mit Engeln und himmlischem Rat zu arbeiten. Ich gehöre zu jenen Menschen, die – sobald sie von etwas Neuem hören – vor allem fragen: Funktioniert es? Ich bitte die Engel um Hilfe, weil die Ratschläge, die sie meinen Klienten gegeben haben, weit bessere Ergebnisse erzielten als alle psychologischen Methoden, die ich sonst je kennengelernt habe. Ich habe nie damit gerechnet, eine Botschafterin für das Engel-reich zu werden. Vor Jahren diagnostizierte ich die Patienten sofort als »möglicherweise schizophren«, wenn sie mir von Visi-onen oder Stimmen erzählten. Es hat schon seine eigene Ironie, dass ich heute anderen Menschen beibringe, mit dem himm-lischen Reich zu kommunizieren und die Stimmen der Engel in sich zu hören. Wie viele Kinder hatte ich als kleines Mädchen viele unsichtbare Freunde. Der 1999 erschienene Film The Sixth Sense hat mich in vieler Hinsicht an meine eigene Kindheit erinnert: Wie der kleine Cole sah ich überall Verstorbene und fragte mich, warum meine Mutter und meine Freunde sie nicht sahen. Anders als im Film waren diese Leute jedoch nicht blutig oder gruselig, sie waren mir nur fremd. Ich fürchtete mich, wenn mich diese Fremden so wortlos anstarrten. Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass sie Hilfe brauchten. Sie wussten, dass ich sie sehen konnte, und sie suchten dringend jemanden, der sie von ihrer Angst befreien könnte, und sei es auch ein Kind. Mitten in der Nacht bemerkte ich auch Funken, die ich als tröstlich empfand. Heute weiß ich, es waren Engelschweife: das Licht, das Engel hinterlassen, wenn sie sich durch unser Gesichtsfeld bewegen. Diese friedvollen, beglückenden Visi-onen wurden von einer überirdischen, enormen Stille begleitet, als wäre ich in ein beseligendes schwarzes Loch gefallen, in das keine irdischen Geräusche mehr vordringen konnten. Wenn die Funken und diese Stille auftauchten, fühlte ich mich vollkom-men geliebt und in Frieden. Doch ich kam mir mit meinen Visionen einsam vor. Rasch lernte ich, sie gegenüber den anderen Kindern nicht zu erwäh-nen, damit ich keine komischen Blicke und zynischen Bemer-kungen erntete. Um nicht in den Ruf einer Verrückten zu gera-ten, behielt ich meine Visionen für mich. Ich versuchte sogar, sie abzublocken, um so »normal« wie die anderen zu sein. So verlor ich allmählich meine Wahrnehmung der spirituellen Welt.
Ich gebe niemandem die Schuld für meine Entscheidung, meine kindliche Hellsichtigkeit abzulegen. Langfristig war es ein Segen, dass ich als junge Erwachsene ein Dasein ohne Hellsichtigkeit erlebte. Diese Erfahrung hilft mir, wenn ich anderen beibringe, ihre Hellsicht zu entwickeln, denn ich kenne das Sehen und das Nichtsehen aus eigener Erfahrung. Ich war immer ein spirituell interessierter Mensch, doch ich habe mich nicht besonders mit Engeln oder dem Leben nach dem Tod befasst. Ich wuchs in einer liebevollen christlichen Familie auf, aber Engel oder das Leben im Jenseits gehörten nicht zu den Themen in meinem Zuhause oder in meiner Kirche. Es ging mehr um Jesus und seine Heilungen und Lehren. Also verlor ich das Gewahrsein der Engel allmählich aus dem Sinn. Mein Psychologie-Studium an der Chapman-Universität in Süd-kalifornien sowie meine Tätigkeit als Beraterin in einer psychiat-rischen Suchtklinik prägten mein Weltbild. Ich hatte bei Größen der Psychologie wie Carl Rogers, Irvin Yalom, William Glasser, Rollo May und anderen gelernt. Meine Leidenschaft galt der psychologischen Forschung; ich verbrachte einen Großteil mei-ner Freizeit in der Universitätsbibliothek und las Fachliteratur.Meine berufliche Lauf bahn begann ich als Beraterin in der Auf-nahme der Klinik. Jeder, der in die Klinik wollte, musste zuerst ein Gespräch mit mir führen. Meine Aufgabe war es, die mentale Gesundheit der Patienten zu diagnostizieren und einzuschätzen. Ich entwickelte ein aufmerksames Auge und Ohr für anormales menschliches Verhalten und Denken. Hunderte von Patienten erzählten mir von optischen oder akusti-schen Wahrnehmungen, die ich als Halluzinationen einordnete. Viele davon waren sicherlich auch durch Drogen ausgelöst wor-den. Aber ich bin sicher, ich habe auch Menschen, die wirklich Engel sahen oder echte himmlische Stimmen hörten, aus dersel-ben Perspektive betrachtet. Zu jener Zeit war ich überzeugt, die Welt besteht aus dem, was ich mit meinen fünf Sinnen wahrneh-men konnte. Wenn ich es nicht mit meinen Augen sehen, mit meinen Ohren hören oder mit meinen Fingern berühren konnte, war es nicht real. Jeder Patient, der behauptete, Dinge mit nicht-körperlichen Sinnen wahrzunehmen, hatte meiner Ansicht nach Halluzinationen und / oder stand unter Drogen. Punktum.
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