Die Raunächte – von der Wintersonnenwende über Weihnachten und Silvester bis Dreikönig -, sagenumwoben, urtümlich, geheimnisvoll. Erst wenn sie vorüber sind, scheint der Übergang ins neue Jahr vollendet. Dies ist die Schwellenzeit, in der die Polaritäten ineinanderfließen: Altes und Neues, Dunkel und Licht, Feiern und Innehalten, materielle Welt und spirituelles Sein, Vergängliches und Ewiges.
Alte Überlieferungen und neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass das, was wir in diesen Tagen tun, tatsächlich Wirkung auf das kommende Jahr haben könnte.
Dieses Buch begleitet Sie mit einer Mischung aus Besinnlichem, Informationen und Anregungen zu Meditationen und Ritualen durch diese wichtige Zeit der Einkehr, des Feierns und der Neuausrichtung.
Leseprobe:
ZeitenIn den alten Zeiten – als das Wünschen noch geholfen hat,wie es im Märchen heißt – verwandten die Menschen viel Aufmerksamkeit darauf, ihre Beziehung zur Natur, zu den unsichtbaren Welten und den darin verborgenen Kräften zu pflegen. Heute sind wir meist viel zu beschäftigt, um uns dem Unsichtbaren zu widmen. Die Verbindung mit dem, was wir nicht fassen können, ist schwächer geworden oder ganz abgerissen. Die Zeit zwischen den Jahren, in der die Schleier zwischen den Welten dünn sind und das Lebenstempo sich verlangsamt, ist eine wunderbare Gelegenheit, innezuhalten und wieder ein Gespür für die Verbindung mit den tieferen und höheren Wirklichkeiten in uns und um uns herum zu entwickeln.Wir können uns daran erinnern, dass eine tiefe Aufgabe un-seres Lebens darin besteht, das Licht in uns zum Leuchten zu bringen und das innere Feuer zu nähren. Wir können unsere Liebes- und Begeisterungsfähigkeit, unsere Lebendigkeit und Lebensfreude stärken und uns bewusst machen, dass unser Leben sinnvoll ist, auch wenn uns dieses Gefühl zwischen-durch abhandenkommen mag.Seit Urzeiten ist die Wiedergeburt des Lichts aus tiefster Dun-kelheit zu Mittwinter immer wieder gelungen. Die Tage und Nächte zwischen den Jahren laden uns ein, uns dieser großen Bewegung anzuvertrauen und sie auch in uns zu vollziehen. Die Raunächte sind da! Raunächte – das erinnert an Schneetreiben, neblige Winter-wälder, warme Öfen und Kerzenschein. An Orakelspiele und Träume, die das kommende Jahr vorausahnen.
Die Raunächte sind von einer Aura des Geheimnisvollen umweht; ein leises Raunen aus grauer Vorzeit klingt in dieser Bezeichnung mit wie flüsterndes Donnergrollen und ferne Sphärenmusik.Doch was bedeuten die Raunächte eigentlich und woher stammen sie? Sie sind die Zeit zwischen der Wintersonnen-wende und dem 6. Januar. Die genaue kalendarische Zuordnung ist umstritten. Die meisten Quellen sprechen von den zwölf Nächten von Heiligabend bis Epiphanias/Heilige Drei Könige. Auch die Wortwurzel lässt sich nicht zweifelsfrei be-stimmen. Es kursieren drei mögliche Ableitungen:• von mdh.roūch = »Rauchen, Räuchern«, also das überall damit verbundene Reinigen und Segnen durch duftenden Rauch;• von mdh.rūch, ahd.rūh = »rau, grob, streng, unwirtlich«,auch »haarig, pelzig«; im älteren Oberdeutschen wurde rūch auch gleichbedeutend mit »wild« verwendet;• von »Raunen«, in dem die ahd. Wortwurzel rūn- = »Ge-heimnis« steckt.In Norddeutschland nennt man diese Zeit »die Zwölften«,in Thüringen spricht man von den zwölf heiligen Nächten,in Schwaben gibt es die Bezeichnung »in der Zwölft«, in der Oberpfalz heißen sie »Raunnächte«, und in Westfalen kennt man den Namen »Drütteijenten«. In vielen Gegenden meint man mit dem Begriff »Raunächte« nur die vier wichtigsten Nächte: die Nacht auf die Wintersonnenwende, die Christ-nacht, Silvester und die Nacht auf Dreikönig.In ganz Europa erzählen Volkssagen um diese Jahreszeit vom Hereinbrechen der Geisterwelt. Etliche Bräuche, die während der Raunächte gepflegt wurden, dienten der Abwehr böser Geister und Dämonen. Doch heute wissen wir, dass sich hin-ter den vermeintlich »bösen Geistern« oft segenbringende Naturgeister aus vorchristlicher Zeit verbergen.
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